Psychische Erkrankungen haben also zwei Ebenen: Eine Symptom-Ebene und eine Ereignis-Ebene. Auf der Symptom-Ebene beschäftigen sie sich mit dem Symptom, d. h. in der Regel mit einer Emotion. Auf der Ereignis-Ebene setzen sie sich mit den Ereignisse auseinander, die das Symptom verursacht haben.
Beide Ebenen, Symptom-Ebene und Ereignis-Ebene, haben spezifische Informationen, mit deren Hilfe sie ihr Symptom auflösen können. Auf der Symptom-Ebene nutzen sie die Infomationen, die das Symptom zur Verfügung stellt. Typische Symptom-Informationen bietet das Symptom der Angst. Eine Angst hat immer ein Thema: Wir haben Angst „vor Hunden“, Angst „vorm Fliegen“ oder Angst „vor Dunkelheit“. Diese Informationen sind wichtige Hinweise für die Entschlüsselung des Symptoms.
Auf der Ereignis-Ebene sind die Informationen nicht so offensichtlich wie auf der Symptom-Ebene. Auf der Ereignis-Ebene müssen sie zurück in ihre Kindheit gehen und versuchen, die Ereignisse, die zu dem Symptom geführt haben, zu rekonstruieren.
Sowohl die Symptom-Ebene als auch die Ereignis-Ebene können unabhängig voneinander genutzt werden, um ihre psychischen Probleme aufzulösen. Beide Ebenen führen unabhängig voneinander zum gleichen Ziel und beide Ebenen können sich wechselseitig befruchten.
Die Probleme auf den beiden Ebenen
Auf beiden Ebenen gibt es allerdings auch Probleme. Auf der Symptom-Ebene haben sie das Problem, daß nicht alle Symptome die gleiche Qualität an Informationen bieten. Es gibt Symptome mit guten Hinweisen und Symptome mit schlechten Hinweisen. Gute Hinweise liefert beispielsweise die Angst und die Wut. Eine Angst bzw. eine Wut sagt ihnen immer klar und deutlich, warum sie ängstlich bzw. warum sie wütend sind.
Wenig bis gar keine Informationen hat beispielsweise die Depression. D. h. die Depression sagt ihnen nicht, warum sie niedergeschlagen sind. Sie denken bei ihrer Niedergeschlagenheit nicht an ein trauriges Thema oder einen traurigen Vorfall. Das Fehlen des „Traurigkeits-Themas“ ist sehr bedauerlich, denn es ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Entschlüsselung des Symptoms.
Auf der Ereignis-Ebene gibt es das Problem, daß der Patient erst einmal seine negativen Ereignisse „rekonstruieren“ muß. Stark belasteten fällt das oft sehr leicht, weil die Erinnerungen noch präsent sind. Bei leicht belasteten Patienten ist es in vielen Fällen überhaupt nicht mehr möglich, ein Ereignis zuzuordnen. Sind die menschlichen Beziehungen zu den Bezugspersonen intakt, sind die negativen Ereignisse tief verdrängt und eine Analyse ist nicht möglich aber in den meisten Fällen auch nicht notwendig.
Die Symptom-Ebene hat also im Vergleich zur Ereignis-Ebene einen großen Vorteil. Die Informationen, die das Symptom bereit stellt, sind unmittelbar verfügbar. Sie müssen nicht erst mühsam ihre Vergangenheit analysieren, sondern sie können auf eindeutige, direkt verfügbare Informationen zurückgreifen. Sie können also allein auf der Symptom-Ebene, ihre Krankheit vollständig auflösen, ohne die zugrunde liegenden Ereignisse überhaupt zu kennen. Im Zweifelsfall müssen sie also immer die Symptom-Ebene der Ereignis-Ebene vorziehen.
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