Die Ereignis-Ebene ist grundsätzlich genauso zu entschlüsseln wie die Symptom-Ebene. Der Unterschied besteht darin, daß sie nicht ihr Symptom analysieren, sondern das zugrundeliegende Ereignis. Wenn, wie in unserem Beispiel, eine Angst vor Hunden vorliegt und der Hund symbolisch für „aggressives Verhalten“ und „Verletzung“ steht, dann liegt es nahe auf der Ereignis-Ebene nach Vorfällen zu suchen, wo diese Tatbestände vorgekommen sind.
Aber bitte fangen sie an dieser Stelle nicht an, zu „überinterpretieren“. Eine Angst vor Hunden ist eine relativ harmlose Angst. Es geht bei einer Angst vor Hunden nicht darum, „von einem Hund zerfleischt“ zu werden. Es geht um das „bedrohliche Verhalten des Hundes“. Es geht darum, „angebellt zu werden“, „die Zähne zu zeigen“ und allgemein bedroht zu werden. Dieses „Angebellt werden“ steht symbolisch für das Drohverhalten einer Bezugsperson, d. h. für ein klassisches „Aufbrausen“. Und da ein Aufbrausen im Verlaufe einer Kindheit sehr oft vorkommt, gibt es auch viele „Ängste vor Hunden“.
Wenn wir also der „Angst vor Hunden“ das „Aufbrausen einer Bezugsperson“ zuordnen, dann können sie das Ereignis genau so entschlüsseln, wie sie zuvor das Symptom auf der Symptom-Ebene entschlüsselt haben. Mentalsatz 1 wäre die „Ausformulierung des Ereignisses“: „Meine Angst vor dem Aufbrausen der Bezugsperson“. Oder „Meine Angst vor dem nächsten Wutausbruch der Bezugsperson“. Dann müssen sie in einem zweiten Schritt „Gründe für die Angst“ ableiten. Die Gründe der Angst sind genau wie auf der Symptom-Ebene mögliche Folgen des Ereignisses, z. B. „Meine Angst, ausgeschimpft zu werden“. oder „Meine Angst, bestraft zu werden“.
Bei Mentalsatz 4 müssen sie das Ereignis systematisch in seine Einzelteile zerlegen. Wenn sie sich zum Beispiel an tatsächliche Strafen erinnern können, können sie formulieren: „Meine Angst, ohne Abendessen ins Bett gehen zu müssen“ oder „Meine Angst, eine Woche keine Fernsehen schauen zu dürfen“. Das Ergebnis der Segmentierung auf der Ereignis-Ebene ist Mentalsatz 5: Der Titel auf der Ereignis-Ebene.
Die Analyse der Ereignis-Ebene ist nur bei denjenigen Menschen sinnvoll, die stärker betroffen sind. Stärkere Betroffenheit können sie daran erkennen, daß das Leben eingeschränkt ist. So leiden stark Betroffene zum Beispiel besonders stark an ihren Emotionen, können nur eingeschränkt arbeiten gehen oder können das Haus gar nicht mehr verlassen. Die stark Betroffenen haben dann auch kein Problem, Ereignisse zuzuordnen. Bei den leichter betroffenen Menschen ist die Analyse der Ereignis-Ebene nicht erforderlich, kann aber freiwillig gemacht werden. Sie werden sehen, daß das eine oder andere Problem auch per Zufall verschwindet.
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